Welche Farbe würdest du deinem Leben und Alltag zuweisen? Gibt es immer nur eine Farbe oder eine Hand voll? Viele werden antworten, Mal so Mal so oder je nach Jahreszeit oder gar je nach Wochentag?
Mein Leben könnte niemals nur eine Farbe oder gar nur eine Handvoll Farben haben. Ich als Jungbäuerin kann stolz behaupten, ein so derart buntes Leben zu haben, wie man es sich nur selten vorstellen kann. Ich glaube sogar, dass es die verschiedensten Schattierungen auch noch hat…
Als Beispiel: Helle und sonnige Farben für den Sommer auf der Alm, gemischt mit bunten Farbtupfern, welche die vielfältigsten Blumen und Kräuter auf den Wiesen zeigen. Dazwischen sind aber auch schwarze und braune Flecken, welche von meinen Rindern, Hunden, Hühnern und der Katze dargestellt werden. Nicht zu vergessen auch das blobe Grau der Ziegen und die wolligen Naturhaartöne der Schweine. Was fällt auf? Alle Farben sind dabei! So kann man das durch das ganze Jahr ziehen.
Legen wir jedoch das Thema „Colours of Life“ auf das Leben selbst um, so haben sich bei mir mit den Jahren die unterschiedlichsten Schattierungen und Farben ergeben .
Betrachtet man meine derzeitige Lage, prallen die verschiedensten Welten aufeinander.
Hauptsächlich arbeite ich zu Hause auf der Landwirtschaft. Die Kleidung ist zum Schutz gedacht, das Schuhwerk besteht ausschließlich aus Gummistiefeln und Arbeitsschuhen. Dreck ist immer und überall, doch das ist mir egal. Anpacken ist angesagt und harte Arbeit wird nicht gescheut. Was man arbeitet erkennt man meistens sofort an den Händen.
Doch dann kommt die zweite Wochenhälfte und ich trete in die andere Welt. Neben der Landwirtschaft arbeite ich noch 20h in der Woche in einem feinen Genusshotel mit Hauben-Restaurant in der Rezeption, was für mich heißt – raus aus den Gummistiefeln, Haare stecken und Wimpern tuschen, blütenweiße Dirndlbluserl mitnehmen und rein ins schwarze Dirndlkleid mit farbenfrohen Schürzen. Schönstes Lächeln, klimper Wimpern,schöne Leute – schöne Kleider, bestes Essen im noblen Hotel. Für mich persönlich ein perfekter Ausgleich zur Landwirtschaft daheim. Pure Gegensätze in der Woche.
Doch dem sei nicht genug. Jeden Sommer verbringe ich mit meiner Familie und allen Tieren auf unserer Alm im Tennengau. Kein Empfang, kein Strom, kein fließend Wasser, weite Wege und großteils Handarbeit. Gewohnt wird in einem Haus aus reiner Natur, mit Gras auf dem Dach und einem dicken Baum mitten im Raum. Einfachheit wird hier GROßgeschrieben und es wird auf Schnickschnack verzichtet. Man genießt die Ruhe und richtet sich nach den Rhythmus der Rinder und Ziegen.
Zusätzlich habe ich begonnen meinen eigenen Blog zu schreiben. Das bedeutet die Alm aus einer anderen Perspektive zu sehen, Momente mit der Kamera festzuhalten und diese mit Worten zu beschreiben. Selbstverständlich sieht man nur mit dem Herzen gut, denn das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar, so wie es im „kleinen Prinzen“ beschrieben wird.
Aus diesem Grunde benötigt es viel Herzblut bei der Sache und eine Liebe zum Detail. Diese Liebe zur Landwirtschaft und zu den kleinen, scheinbar unwichtig wirkenden Momenten im Laufe des Tages als Junglandwirtin, möchte ich in Form von einzigartigen Bildern oder Schnappschüssen, in Kombination mit Geschichten aus meinem knallbunten Leben euch, meinen lieben Lesern, näher vor Augen führen und greifbar machen.
Jedes einzelne Leben einer individuellen Person hat sicherlich viele Farben, doch unterm Strich sollte nur eine Farbe sein. Deine Lieblingsfarbe! Diese steht dann dafür, dass du alle Farben deines Lebens und Alltages liebst und genießt. Mal sind sie Hell und Rein wie eine fröhlich-frische Dirndlbluse, mal sind sie fleckig, dreckig und mit einem so-das-wäre-geschafft-Loch, wie bei einer alten ausrangierten Stallhose und manchmal sind sie so bunt, farbenfroh und mit einem edel-feinen Schleiferl wie die verschiedenen Schürzen des Rezeptions-Dirndlkleides.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Vielfalt an Farben nie erlöschen darf, denn sonst wird es eintönig – wortwörtlich. Die Augen weit offen haben, Scheuklappen in den nächsten Graben werfen und auch mal anderes ausprobieren. Ich bin ein Beispiel dafür.
Mal Landwirtin, Mal Rezeptionistin;
Mal den Stall ausmisten, mal für Trachtenmode modeln;
Mal im Tal in der Schattenseite wohnen; mal auf der Alm das Gras in der Sonne auf dem Hüttendach mähen;
Mal vor der Kamera, mal hinter der Kamera;
Mal ganz allein vor der Hütte Bücher lesen; mal mit Familie und Freunden einen draufhauen bis die Wände zittern;
Mal Landschaft gestalten, mal Wohnzimmer dekorieren;
Mal mit der Hand die Hänge heuen, mal über Ziegen bloggen;
Mal in einem Kräuterkurs sitzen und Salben rühren; mal mit Rindern auf Schauen in ganz Österreich touren;
Mal in Ruhe mit Kuhglocken und Ziegen im Arm den Sonnenuntergang beobachten, mal Fotos schießen und er ganzen Welt davon erzählen.
Genau so und niemals anders ist es bei mir und ich bin mir sicher, dass es noch viel aufregender werden wird.
Liebste bunte Grüße von eurer Jungbäuerin Sissy